Als Dyskalkulie wird eine spezifische Störung in der Entwicklung des Rechnenlernens bezeichnet.
Wichtig ist dazu, erst einmal zu verstehen, wie Rechnen erlernt wird.
Wie wird Rechnen erlernt?
Intuition im Umgang mit Mengen ist angeboren. Auch im Tierreich geht es um Mengen: mehr Lebensraum, mehr Futter, mehr Fortpflanzung. Folglich kann das mangelnde Erkennen von Mengen bereits angeboren sein. Dadurch wird ebenfalls die Entwicklung der mathematischen Vorläuferfähigkeiten beeinträchtigt.
Um wirklich rechnen zu lernen, gehören viele Kompetenzen, die erlernt werden müssen, dazu.
In seinem Modell des Rechnenlernens unterscheidet beispielsweise der Hirnforscher Dehaene drei Komponenten (Module), die für eine erfolgreiche Verarbeitung von
Zahlen von Bedeutung sind.
Im ersten Modul ist das Zahlwortlexikon, also Zahlnamen sowie deren Schreib- und Ausdrucksweise, gespeichert. Außerdem gehören das Zählen und bestimmte Additions-
und Multiplikationsfakten (kleines Einspluseins, Einmaleins) mit in dieses Modul.
Das zweite Modul ist für die Verarbeitung arabischer Zahlen zuständig, wichtig für die verschiedenen Rechenoperationen. Hier ist das Lesen und Schreiben von Ziffern
verankert und das Stellenwertsystem.
Und im dritten Modul geht es um Größenrepräsentation. Sie ist die Basis für die Vorstellung der Mächtigkeit einer Menge oder Zahl. Hier kann beispielsweise zwischen
„kleiner“ und „größer“ unterschieden werden oder eine Mengenanzahl geschätzt werden. Dieses Modul ist sprachunabhängig - grobe Mengenvergleiche lassen sich bereits bei Säuglingen beobachten, ist
also wie oben bereits erwähnt, angeboren.
Diese Entwicklung läuft teils hierarchisch, also von unten nach oben, von den Basiskompetenzen zu höheren Kompetenzen, bauen aufeinander auf. Teils laufen diese
Entwicklung jedoch auch modular ab.
Was aber, wenn in diesem Entwicklungsprozess etwas nicht richtig verläuft?
Zeigen sich bei Kindern, meist ab Schuleintritt, über einen längeren Zeitraum hinweg Schwierigkeiten im Zahlen- und Mengenverständnis, im Zählen und im Rechnen, die
nicht auf eine unsachgemäße Beschulung zurück zu führen ist, kann eine Dyskalkulie ursächlich sein.
Und wie lässt sich jetzt eine Dyskalkulie feststellen?
Kinder mit einer Dyskalkulie, oder auch Rechenstörung genannt, zeichnen sich durch durchschnittliche bis teils sogar überdurchschnittliche Intelligenz aus. In
standardisierten Testverfahren zu mathematischen Kompetenzen erreichen sie jedoch einen Prozentrang von unter 15. Bei einem Prozentrang von unter 25 kann immer noch von einer Rechenschwäche
gesprochen werden und die Kinder profitieren enorm von gezielter Förderung.
Die außerschulische Diagnostik, wichtig für eine Kostenübernahme über das Jugendamt, wird von Kinder- und Jugendlichenpsychiatern*innen oder psychologischen
Psychotherapeuten*innen durchgeführt.
In der Lerntherapie werden ebenfalls standardisierte Testverfahren verwendet und um einen individuellen Förderplan ergänzt.
Wie werden in der Lerntherapie mathematische Kompetenzen gefördert?
In der Praxis beginne ich mit der Material-Arbeit (Rechenplättchen, Dienes-Material, Muggelsteine, Würfel und Würfelbilder… uvm.). Wenn die Arbeit mit dem Material
sitzt, geht die Arbeit über in die bildliche Darstellung, dann in die gedankliche Vorstellung der Materialien bis eine Arbeit auf der symbolischen Ebene möglich ist. Die Arbeit mit den Kindern
umfasst viele spielerische Elemente, kleine Schritte und viele Wiederholung. In der Lerntherapie arbeite ich stets an der Null-Fehler-Grenze, das bedeutet ein Thema muss verstanden sein, bevor
wir uns dem nächsten widmen.
Viele Kinder benötigen Hilfe auch bei der sprachlichen Komponente der Mathematik, dem systematischen Aufbau mathematischer Fachwörter und ebenso bei der
Herangehensweise von Sachaufgaben. All dies wird in der Lerntherapie nach und nach aufgebaut.
Du bist dir unsicher, ob dein Kind eine Dyskalkulie hat?
Oder du bist bereits auf der Suche nach einer passgenauen Förderung der mathematischen Basiskompetenzen deines Kindes? Oder brauchst gezielte Anleitung, um mit deinem Kind selbst zu üben?
Dann melde dich gerne bei mir! Mein Erstgespräch ist immer kostenfrei.
Dyskalkulie-Therapie und Elternberatung biete ich in Mönchengladbach-Neuwerk an – oder aber auch ortsungebunden online. Schau doch mal unter Meine Angebote.
Quellen/ Links/ zum Weiterlesen:
Dehaene, S. (1999). Der Zahlensinn oder Warum wir rechnen können. Basel: Birkhäuser Verlag
Landerl, K. (2020). Triple-Code-Modell. In M. A. Wirtz (Hrsg.), Dorsch – Lexikon der Psychologie. Abgerufen am 15.04.2021, von https://portal.hogrefe.com/dorsch/triple-code-modell/
Landerl, K., Vogel, S., Kaufmann, L. (2017). Dyskalkulie – Modelle, Diagnostik, Interventionen. München: Ernst Reinhard Verlag
Die Unterseite „Dyskalkulie“ vom BVL – hier gibt es auch
einen Elternratgeber!
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